Die Jahresarbeitszahl beschreibt nicht die Güte einer Wärmepumpe, sondern geht weit darüber hinaus.

Eine Wärmepumpenheizung ist ein Zusammenspiel vieler Komponenten, ähnlich einem Orchester. Die richtige Auslegung der Wärmequelle, die Wärmepumpe selbst, die Wärmenutzungsseite, also Heizflächen und Warmwasser, die richtige Hydraulik sind nur ein Teil. Weitere Randbedingungen liegen außerhalb des Systems "Wärmepumpe": das Nutzerverhalten und der Gebäudestandard, der zwar nach EnEV berechnet wird, aber selten der Bauausführung und der Realität entspricht. Und dazu noch das jeweilige Wetter, welches in die Jahresarbeitszahl einfließt, dies alles kann nicht übertragen oder reproduziert werden. Betrachtet man die JAZ aber als Maßstab für die reine Effizienz eines Hauses mit seinen Nutzern, so macht sie durchaus Sinn.

Eine Vergleichbarkeit von Jahresarbeitszahlen ist nicht möglich. Selbst wenn man 2 identische, nebeneinander stehende Häuser mit identischer Anlagentechnik hätte, so müssten auch Bewohner mit dem gleichen Nutzverhalten darin wohnen. Toleranzen bei der Anlagentechnik müssten dabei sowieso unberücksichtigt bleiben.

Ein interessanter Aspekt, der die eingeschränkte Verwendbarkeit der Jahresarbeitszahl zeigt, ist die Bauweise eines Hauses: Ein Gebäude in schwerer Bauweise, also in massivem Mauerwerk, hat eine schlechtere Jahresarbeitszahl als ein leichtes Gebäude, z.B. in Holzständerbauweise. Allerdings ist der Stromverbrauch beim Massivhaus geringer.

Ein Widerspruch? Nein, denn die Speichermasse des massiven Hauses ist größer, deshalb hat es eine niedrigere Heizgrenztemperatur. Dadurch läuft die Wärmepumpe auch an Tagen mit Aussentemperaturen knapp unterhalb der Heizgrenze seltener. Diese Tage bringen aber eine bessere Arbeitszahl, da der Temperaturhub geringer ausfällt, was die bessere Jahresarbeitszahl des leichten Gebäudes erklärt. Dafür sind die Betriebsstunden des Massivhauses weniger, was sich im niedrigeren Verbrauch ausdrückt. Ein geringerer Stromverbrauch hat aber weniger Emissionen bei der Stromerzeugung zur Folge und ist damit wichtiger als eine höhere Jahresarbeitszahl.

Die Jahresarbeitszahl lässt auch keine Vergleiche mit anderen Heizsystemen zu. Bei fossilen Heizungen wird nur die Anlagentechnik betrachtet. Wegen des sehr geringen Einflusses des Temperaturniveaus der Heizung auf den Verbrauch können Gebäude und Nutzverhalten vernachlässigt werden. Ob z.B. der Brennwert-Effekt in der Praxis tatsächlich erreicht wird oder wie hoch die Effizienz einer thermischen Solaranlage (die auch Strom zur Lieferung von Wärme benötigt) ist, wird überhaupt nicht hinterfragt.

Obwohl die Jahresarbeitszahl als Maßstab für Wärmepumpenheizungen in der Praxis gedacht ist, taugt sie zur Beurteilung des Wärmepumpensystems nur bedingt. Die Jahresarbeitszahl alleine gestattet noch keine Aussage über die Betriebskosten. Beispielsweise verschlechtert sich die Jahresarbeitszahl während einer Austrocknungsphase nur minimal, weil die Reduzierung der JAZ durch die Trinkwassererwärmung infolge der höheren Heizlast geringer eingeht; aber die Betriebskosten steigen in diesem Fall sehr deutlich. Deshalb muss zusätzlich auch der Stromverbrauch betrachtet werden.

Zu beachten ist auch, ob die Jahresarbeitszahl nur für die Heizung ermittelt wurde oder ob auch das Warmwasser mit erfasst wurde. Gerade bei Gebäuden mit hoher Dämmung und Flächenheizungen, die ja mit einem niedrigen Temperaturniveau auskommen, kann der Anteil der Warmwasserbereitung leicht ein Drittel des Gesamtenergiebedarfs ausmachen.

Ein weiterer Punkt bei der Bewertung der Jahresarbeitszahl muss besonders hervorgehoben werden:

Hohe Jahresarbeitszahlen gibt es nicht für Umsonst!

Denn dafür ist ein höherer Aufwand als üblich notwendig, welcher sich in großzügig dimensionierten Wärmequellen und Wärmenutzungen sowie einer effizienten Wärmepumpe niederschlägt und natürlich entsprechende Kosten nach sich zieht.